Yoga früher und heute

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oder: Von merkwürdigem Gesang in der Entspannungshaltung

Heute möchte ich über ein aktuelles Thema schreiben, das viel zu reden gibt und des Öfteren auch mal für eine hitzige Debatte unter Yogalehrenden sorgt. Die Rede ist von der aktuellen Situation auf dem Yogamarkt.

Als ich vor 14 Jahren ernsthaft damit begann, Yoga zu üben, war ich in meiner Alterskategorie noch recht allein auf weiter Flur. Meinen ersten Yogakurs besuchte ich im Meierskappeler Singsaal, organisiert vom Frauen- und Mütterverein und geleitet von einem flippigen Holländer mit langen blonden Locken und Hippie-Look. Im eigentlich für Anfänger deklarierten Iyengar-Kurs ging es recht ordentlich zur Sache und mir kam es vor, als könnten es die im Vergleich zu mir mindestens dreissig Jahre älteren Frauen und Mütter auch mindestens dreissigmal besser als ich gschtabige Teenagerin. Besonders seltsam empfand ich ausserdem den Gesang des Lehrers während der Schlussentspannung, die mir jeweils endlos lang vorkam. Und überhaupt – wozu sollte eine solche Entspannung schon gut sein???

Seither sind einige Jahre vergangen und es reut mich manchmal ein wenig, dass ich nicht noch einmal eine solche Stunde erleben kann. Gut möglich, dass mir heute die Schlussentspannung mit dem Gesang von der ganzen Stunde am besten gefallen würde. Was für ein Mantra der Lehrer da wohl jeweils gesungen hat?

Auf meinen weiteren Yogaweg möchte ich an dieser Stelle nicht allzu detailliert eingehen. Auf jeden Fall begann schon bald darauf meine vierjährige Yogaausbildung und ich gewöhnte mich wohl oder übel daran, in Yoga- und Meditationskreisen meistens mit Abstand die Jüngste zu sein. Dass ich mit gerade mal zwanzig Jahren überhaupt eine vierjährige Ausbildung beginnen konnte, verdanke ich meiner damaligen Ausbildnerin, Ruth Westhauser, die beide Augen zudrückte. Beim deutschen Yogaverband hätte ich noch weitere fünf Jahre warten müssen, bevor ich in eine Yogaausbildung hätte eintreten können. 

Da ich bereits seit Beginn meiner Yogaausbildung Yoga unterrichtete, komme ich mit meinen aktuell dreissig Lebensjahren immerhin schon auf eine zehnjährige Unterrichtserfahrung. Ein guter Zeitpunkt, um ein wenig innezuhalten und zu reflektieren. Was hat sich in den letzten zehn Jahren auf dem (Schweizer) Yogamarkt verändert? Eine ganze Menge, wie mir scheint... 

Zu Beginn meiner Yogaausbildung kamen wir beispielsweise noch in hundsgewöhnlichen Trainerhosen daher – von bunten Yogaleggins weit und breit keine Spur!

Wer mich ein wenig kennt, weiss, dass mir Mode und Shoppen nicht allzu viel bedeutet. Doch als ich vor einigen Jahren versuchsweise während eines Semesters für den Unisport Yoga unterrichtete, kam auch ich nicht mehr umhin, zu bemerken, dass man mittlerweile Leggins im Yoga trägt. Schliesslich gab ich wohl dem Gruppendruck nach und kaufte mir ebenfalls meine erste schwarze Leggins aus recyclierten Pet-Flaschen, die ich noch heute besitze und regelmässig trage, da sie praktisch unkaputtbar ist. Während das Reinzwängen zugegebenermassen zumindest am Anfang etwas gewöhnungsbedürftig war, lernte ich schnell zu schätzen, dass man solche Leggins mit der richtigen Kombi problemlos auch beim Einkaufen und im Café tragen kann, was mir in meiner Umkleidefaulheit natürlich sehr entgegen kam. 

Beim Unisport kam ich dann auch erstmals so richtig in Kontakt mit Yogalehrenden einer (wie mir damals schien) ganz und gar andersartigen Spezies. Woher kamen auf einmal diese jungen, hippen, Vinyasa Flow unterrichtenden Yogalehrerinnen? Schnell fand ich heraus, dass die meisten dieser Yogalehrerinnen eine von Yoga Alliance anerkannte 200h- oder 500h-Yogaausbildung absolviert hatten. (Yoga Alliance ist eine amerikanische Registrierstelle für Yogalehrende.) Die 200h-Grundausbildung kann sich über 1.5 Jahre erstrecken oder aber in einem Monat z.B. auf Bali oder in Thailand gemacht werden. Kein Wunder also, gab es plötzlich Yogalehrende wie Sand am Meer! 

Doch bei steigender Nachfrage wächst bekanntlich auch das Angebot und es liegt mir sehr am Herzen, an dieser Stelle nicht in das weitherum verbreitete 200h-Yogalehrer-Bashing einzustimmen. Ich persönlich bin überzeugt davon, dass die allergrösste Mehrheit der Yogalehrenden, die eine 200h-Yogaausbildung als Berufseinstieg gewählt haben, sehr schnell merken, dass sie mit dieser minimalen Grundausbildung nicht sehr weit kommen und sich deshalb auf freiwilliger Basis weiterbilden in Anatomie, Pathologie, Philosophie, Methodik und Didaktik. 

Nichtsdestotrotz spürte und spüre natürlich auch ich die wachsende Anzahl an Yogalehrenden und Studios. So wuchs beispielsweise das Angebot an Schwangerschafts-Yogakursen in Luzern innerhalb eines Jahres von ca. drei auf über zehn, weshalb ich mich dazu entschied, selber nicht auch noch einen solchen Kurs anzubieten, obwohl ich die entsprechende Weiterbildung eigentlich extra gemacht hatte, um danach auch einen Schwangerschaftsyoga-Kurs aufzubauen.

Die zunehmende Anzahl der Yogaangebote führt meiner Meinung nach unweigerlich dazu, dass man sich als YogalehrerIn wie in jedem anderen Business (zumindest in der Stadt) eine Nische suchen muss. Um so eine Nische zu finden kann es helfen, sich Fragen zu stellen wie z.B.:

  • Welcher Aspekt des Yoga spricht mich am meisten an? (z.B. Asana, Pranayama, Meditation, Entspannung, Philosophie etc.)
  • Welcher Yoga-Stil gefällt mir am besten? (z.B. Hatha, Vinyasa, Yin, Restorative, Iyengar, Kundalini, Bier-Yoga etc.)
  • Mit welchen Zielgruppen möchte ich arbeiten? (z.B. Babys, Kinder, Jugendliche, Männer, Frauen, Mütter, Senioren, MigrantInnen, Sportler, Musiker, Yogalehrerende etc.)
  • Welche Art des Yogaunterrichts macht mir am meisten Freude? (z.B. Gruppenkurse, Einzelunterricht, therapeutische Kurse, Seminare & Workshops, Weiterbildungen, Yogaferien etc.)
  • Was kann ich aus meiner Berufs- und Lebenserfahrung in den Yogaunterricht einbringen, so dass eine neue spannende Kombination entstehen kann? (z.B. Yoga & Humor, Yoga & Klang, Yoga & Outdoor-Erfahrungen, Yoga & Spiraldynamik, Yoga & Ayurveda, Yoga & Coaching, etc.)

Um Antworten auf diese Fragen zu finden, muss man unter Umständen auch ab und zu mutig den Sprung ins kalte Wasser wagen und ein neues Kursformat einfach einmal ausprobieren. 

In diesem Sinne wage auch ich jetzt den Sprung zur Eigenwerbung und heisse euch herzlich willkommen zu meinem Anfang September erstmals startenden Winterschwimm-Angebot. Auf dass uns der Sprung ins kühle Nass Inspiration & Lebensfreude auf und neben der Matte schenken möge! :-)

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Warum ich immer öfter auf Englisch schreibe