Erste Hilfe im Online-Dschungel

 
 

Liebe YogalehrerInnen out there

In den letzten Tagen sind einige von euch auf mich zugekommen und haben mich um Unterstützung in der ganzen Online-Thematik gebeten. Ich musste euch jeweils mitteilen, dass ich selber auch noch am üben/pröblen bin und noch keine fixfertigen Antworten liefern kann oder Empfehlungen aussprechen will, die dann doch nicht «verheben».

Trotzdem möchte ich euch hier eine kleine Übersicht geben, die für eure weiteren Überlegungen hilfreich sein könnte.

Grundsätzlich gilt es für euch als erstes zu klären, wie viel INTERAKTION ihr mit euren Teilnehmenden möchtet und was überhaupt die Bedürfnisse der Teilnehmenden sind. Dazu kann ich euch empfehlen, zuerst eine Umfrage zu machen, bevor ihr euch (so wie ich Anfang letzter Woche) Hals über Kopf in die Arbeit stürzt. Ein guter Anbieter für Umfragen ist z.B. Survey Monkey. Und hier der Link zu meiner Umfrage (falls ihr Inspiration für die Fragen möchtet).

Anhand des Interaktions-Levels gibt es drei Stufen, auf die ich im Folgenden eingehen werde:

  1. Keine Interaktion

  2. Interaktion via Live Stream

  3. Interaktion via Video-(Konferenz)

1) KEINE INTERAKTION

Film / Audio / Schriftliche Lektion per Email versenden

Wenn du keine Interaktion mit deinen Teilnehmenden wünschst, kannst du einfach mit deiner (Handy-)Kamera einen Film aufnehmen und diesen anschliessend mit Wetransfer oder Dropbox an deine Teilnehmenden per Mail schicken. Wetransfer ist gratis und erlaubt Übermittlungen bis 2 GB, was auch das Übermitteln einer längeren Yogalektion (z.B. 60 oder 75 min) ermöglicht.

Anstatt eines Filmes könntest du natürlich auch nur ein Audio aufnehmen. Audios eignen sich für Meditationen, Körperreisen (Yoga Nidra / Bodyscan), Atemübungen oder einfache bzw. deinen Teilnehmenden schon bekannte Yogaübungen. Für Audios gibt es die Plattform Soundcould.

Noch einfacher machst du es dir, indem du deinen Teilnehmenden einfach einen schriftlichen Lektionsablauf schickst. Diesen zu üben erfordert jedoch für die Teilnehmenden schon einiges an Selbstdisziplin.

Film auf YouTube stellen

Die zweite Möglichkeit ist, einen Film auf YouTube zu stellen. Hierfür brauchst du logischerweise zuerst einmal einen YouTube-Kanal. Diesen zu erstellen ist sehr einfach und gratis. Leider ist es auf YouTube so, dass manche Möglichkeiten erst ab 1000 Abonnenten freigeschaltet werden. Es gibt jedoch auch vieles, das man schon mit wenig Abonnenten tun kann.

Bei der Veröffentlichung deines Yoga-Videos auf YouTube hast du die Möglichkeit zwischen drei verschiedenen Optionen zu wählen:

  1. Öffentlich
    Öffentliche Videos sind – wie es der Name schon sagt – eben öffentlich und somit allen Personen weltweit zugänglich. Deine Videos lassen sich über die YouTube-Suche, über deinen Kanal und über den Videolink finden. Sie lassen sich von jedem Nutzer abspielen und teilen. Damit jemand dein Video ansehen kann, braucht die Person keinen YouTube-Account.

  2. Nicht gelistet

    Das Video lässt sich über Suchen nicht finden. Nur diejenigen können es abspielen, die den Video-Link erhalten haben. Diese Funktion eignet sich, wenn du für deine Yoga-Videos Geld verlangen möchtest. All jenen die bezahlt haben oder bezahlen werden, kannst du den Video-Link schicken. Du kannst jedoch nicht verhindern, dass sie den Link evtl. anderen interessierten Personen weiterleiten, die dir dann nichts für das Video bezahlen. Damit jemand dein Video ansehen kann, braucht die Person keinen YouTube-Account.

  3. Privat

    Wie Nicht gelistet, nur dass ausschliesslich der Uploader und alle, für die er/sie das Video extra freigegeben hat, das Video anschauen können. Auch wenn Dritte den Link für das Video irgendwie erhalten, können sie es nicht ansehen. Dies wäre eine Möglichkeit für dich, wenn du sicherstellen möchtest, dass wirklich nur extra von dir ausgewählte Personen das Video ansehen können. Damit jemand dein Video ansehen kann, braucht die Person zwingend einen eigenen YouTube-Account.

Bei all diesen drei Optionen können die Teilnehmenden deiner YouTube-Yogalektion einen Kommentar dazu schreiben, sofern du diese Funktion freigeschaltet hast und sofern die Teilnehmenden einen YouTube-Account haben.

Alternative Platformen:
Wer lieber nicht mit YouTube arbeiten möchte, kann auf Vimeo ausweichen. Man kann die Videos entweder direkt auf der Plattform anschauen oder in die eigene Webseite einbetten, wie dieses Beispiel von Nicole zeigt.

2) INTERAKTION VIA LIVE-STREAM

Wenn du dich für den Live-Stream entscheidest, bedeutet dies, dass deine Teilnehmenden zur gleichen Zeit wie du – also eben «live» – die Yogalektion mit dir mitmachen können. Sie können mit dir via Chat – also schriftlich – interagieren, aber du siehst und hörst sie nicht. Damit die Teilnehmenden im Chat interagieren können, benötigen sie in der Regel einen Account.

Ein Live-Stream stellt schon etwas höhere technische Anforderungen, als einfach nur ein «normales» Video aufzunehmen. Die Qualität (Ton und Bild) eines Live-Streams ist wegen der unmittelbaren Datenübermittlung meist schlechter als wenn du ein Video in hoher Auflösung z.B. mit wetransfer verschickst.

Welche Live-Stream Anbieter gibt es? (ohne Anspruch auf Vollständigkeit)

  1. YouTube: Der Live-Stream auf YouTube funktioniert gut, kann jedoch nicht vom Handy aus gefilmt werden (bzw. erst ab 1000 Abonnenten).

  2. Periscope: Periscope ist ein weniger bekannter Anbieter und gehört zur Twitter-Gruppe. Der Vorteil an Periscope ist, dass man vom Handy aus filmen kann.

  3. Facebook Live: Damit habe ich wenig Erfahrung und es funktioniert halt nur für Facebook-User. In meiner folgenden Besprechung werde ich Facebook auslassen, da ich damit noch zu wenig Erfahrung habe.

Allgemeine Hinweise zum Thema Live-Stream

Bei den Live-Streams würde ich darauf achten, dass diese auch nach dem Streamen nach wie vor von den Teilnehmenden abgerufen bzw. mitgemacht werden können. Dies ist bei sowohl bei YouTube, als auch bei Periscope der Fall.

Ausserdem solltest du auch darauf achten, dass dir das Video – egal bei welchem Anbieter du bist – auch ausserhalb der Plattform zur Verfügung steht – also entweder auf deiner Kamera, deinem Computer oder auf deinem Handy. Dies ist bei YouTube und Periscope möglich. So könntest du das Video z.B. nach dem Live-Stream noch in höherer Auflösung per wetransfer an deine Teilnehmenden schicken.

Beim Live-Streaming auf YouTube gibt es wiederum die drei Kategorien «öffentlich», «ungelistet» und «privat», womit du steuern kannst, wer deinen Live-Stream sehen darf. Die Option “ungelisted” scheint derzeit die präferierte youtube-Streaming Option unter Yogalehrenden zu sein.

Bei Periscope gibt es die beiden Kategorien “öffentlich” oder “Gruppen”. Die Möglichkeit Gruppen zu bilden, ist etwas, das YouTube nicht bieten kann. Theoretisch könnte man so eine Art virtuelle Yogagruppe gründen.

Der Vorteil vom Live Streaming ist, dass es weniger “perfekt” sein muss, als ein fixfertiges Yogavideo. Dadurch, dass es live ist, wirkt es direkter und evtl. auch frischer, als ein im Voraus aufgenommenes Video.

Was für technische Ausrüstung benötige ich zum Live Streamen?

  • Handy oder Kamera (mit genügend freiem Speicher)

  • Externes Mikrofon

  • Stativ

  • Computer (mit genügend freiem Speicher)

  • Guter Internetzugang (WLAN oder mindestens 4G)

Wichtig: Achte darauf, vor dem Streamen auf dem Computer und Handy möglichst alle unnötigen Programme und Fenster zu schliessen oder evtl. vor dem Streamen das Gerät einmal neu zu starten.

Da ich im Moment noch am Testen von verschiedenen Kameras und Mikrofonen bin, werde ich in diesem Beitrag noch nicht näher auf das technische Equipment eingehen.

3) INTERAKTION VIA VIDEO-(KONFERENZ)

Falls du deine Teilnehmenden während der Yogalektion sehen und hören möchtest, musst du dich für diese Option entscheiden. Dies Option eignet sich für Privatlektionen und Gruppen, bei denen Interaktion wichtig ist – z.B. auch in therapeutischen Settings.

Optionen für Privatlektionen

  • facetime (gratis) – jedoch nur für Apple Nutzer. Sehr gute Qualität

  • skype (gratis) – funktioniert in der Regel auch gut.

  • zoom (gut, aber nur bis zu 40 min gratis).

Optionen für Gruppen

  • zoom (dies scheint im Moment der Anbieter der Stunde zu sein und sie machen derzeit bestimmt das Geschäft ihres Lebens. Damit man es sinnvoll für Gruppen nutzen kann, muss man ein Abo für 14 Dollar im Monat lösen). Hier ein Link zu einem guten zoom-Tutorial.
    Wichtig: Damit zoom funktioniert, muss man die App auf den Computer oder aufs Handy herunterladen. Kamera und Mikrofon der Teilnehmenden müssen eingeschaltet sein, sofern man interagieren möchte. Dies stellt ältere Teilnehmende je nach dem vor einige Herausforderungen. Es mag sich empfehlen, vor der eigentlichen Yogalektion zuerst ein zoom-Testmeeting mit ihnen zu machen.

  • Microsoft Teams (nur für Microsoft User – damit habe ich keine Erfahrung)

So… Das wär’s fürs Erste. Ich hoffe, dieser erste Überblick ist nützlich für euch. Sobald ich weitere Erfahrungen und Erkenntnisse gewonnen habe, werde ich euch gerne in einem weiteren Beitrag davon berichten.

Für welche Option auch immer ihr euch entscheidet, werdet ihr nicht darum herumkommen, die verschiedenen Möglichkeiten selber auszuprobieren und zu testen. Hierfür empfehle ich euch, entweder zuerst mit Familienmitgliedern oder Freunden zu testen oder für eure Kursteilnehmenden eine kostenlose Testperiode anzubieten. So nehmt ihr euch Druck weg, dass alles schon beim ersten Mal perfekt sein muss. Es wird euch einiges an Zeit und Energie kosten, euer eigenes Online-Angebot auf die Beine zu stellen und ihr werdet auf die eine oder andere Wanderung bei strahlendem Sonnenschein verzichten müssen. Ich bin jedoch überzeugt davon, dass jetzt der ideale Zeitpunkt gekommen ist, sich mit der Online-Thematik auseinanderzusetzen und nicht nur an den aktuellen Notstand zu denken, sondern die zeitlichen und finanziellen Investitionen, die ihr jetzt tätigt auch in einem längerfristigen Zeithorizont zu sehen. Und wer weiss – vielleicht macht euch ja dann das Online wider Erwarten auch ein wenig Spass oder führt zu neuen wertvollen und horizonterweiternden Erfahrungen. So hatten wir z.B. gestern unsere erste zoom-Familien-Videokonferenz mit meiner Schwester in Zürich, meinem Bruder mit Familie in Litauen und meinen Eltern in Meierskappel. 😊

 
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Es wäre schön, wenn ihr mir zu diesem Beitrag Feedback gebt oder Kommentare als Ergänzungen anmerkt. Ich werde dann diesen Beitrag kontinuierlich mit euren Kommentaren und Feedbacks ergänzen oder einen neuen Beitrag verfassen.

Seid lieb umarmt und schaut gut zu euch,

Gerda



Gerda Imhof2 Comments