Ein paar Gedanken und Hintergründe zum Thema Coaching
Zugegeben – bald jede zweite Person nennt sich heutzutage YogalehrerIn und jede dritte Person ist Coach. Ich setzte jetzt das Tüpfchen aufs i und masse mir an beides zu sein!
Doch Spass beiseite: Falls du mich und mein Wirken schon etwas länger kennst, weisst du vielleicht noch, dass ich den Bereich Coaching bereits früher einmal «im Angebot» hatte. Damals ging es vor allem um Integrations-Coaching für Menschen, die neu in die Schweiz gezogen waren. Als ich mich von meiner Tätigkeit als Deutschlehrerin für Fremdsprachige verabschiedete, sagte ich auch dem Integrations-Coaching Goodbye.
In der Zwischenzeit hat sich einiges getan und ich merke immer mehr, dass es bei meinen KlientInnen – egal ob im Yoga oder in der Massage – oft nur am Rande um körperliche Themen geht. Psychische (Lebens-)Themen erscheinen oft um einiges dringlicher und verlangen nach Raum.
So tauchte mehr und mehr der Wunsch auf, meine KlientInnen mit ihren Themen noch gezielter begleiten zu können und meine Toolbox neben den körperlichen Werkzeugen in Form von Asana-Übungen etc. auch noch um einige Tools im psychologischen Bereich zu erweitern.
Die Suche nach einer geeigneten Coaching-Ausbildung begann vor etwas mehr als einem Jahr. Da ich während mehreren Jahren mit FriesManagement auch im Bereich der Unternehmensberatung tätig war, orientierte ich mich zuerst mehr im Bereich Business-Coaching. Mithilfe meiner Lehrerin Barbara Burkhardt, die als Psychotherapeutin deutlich mehr Ahnung von den diversen Coaching-Ausrichtungen hat, merkte ich jedoch ziemlich bald, dass das «klassische» Business-Coaching nicht besonders gut zu dem passt, was ich bereits mache.
Auf einer Mehrtageswanderung spielte mir dann der Zufall (oder das Schicksal) eine geeignete Ausbildung in die Hände. Eine meiner Wandergefährtinnen erzählte mir von der Ausbildung zum «ganzheitlich psychologischen Coach IKP», auf die sie selber auch schon ein Auge geworfen hatte. Ihre Schilderungen klangen vielversprechend und so machte ich mich nach der Rückkehr aus den Bergen zügig daran, mehr über diese Ausbildung herauszufinden und es wurde schnell klar, dass dies eine Ausbildung war, die gut zu meinen Bedürfnissen passte.
Die Ausbildung erstreckt sich über acht Monate und umfasst 14 Kurstage. Das klingt zuerst nicht nach besonders viel, aber ich sollte bald merken, dass die Kurstage sehr dicht bepackt sind und eine Vielzahl von Anregungen bieten.
Grundlage der Ausbildung bildet die Arbeit von Dr. med. Yvonne Maurer (Ärztin, Psychiaterin und Psychotherapeutin), der Gründerin des IKP (Institut für körperzentrierte Psychotherapie in Zürich). Ganz zu Anfang ihres Buches «Zu innerer Kraft und Energie» stellt sie einige grundlegende Fragen.
Wenn du magst, lade ich dich ein, einen Moment in dich zu gehen und dir selber gerade jetzt diese Fragen zu stellen:
Wann hast du dich das letzte Mal so richtig glücklich und erfüllt gefühlt?
Wie lange ist das her? An welchem Ort befandest du dich damals, was sahst, hörtest du und wie war die Atmosphäre? Warst du alleine oder mit anderen zusammen, wenn ja, mit wem? Wie fühlt(e) sich das innere Erfülltsein für dich an?
Und jetzt, wie ist es gerade jetzt? Was unterscheidet deinen jetzigen Gefühlszustand vom damaligen?
Wenn ich mir – gerade jetzt – diese Fragen stelle, kommen mir spontan zwei Erlebnisse dieses Sommers in den Sinn. Das eine war während meiner Massage-Weiterbildungswoche am Ende einer Bauch-Massage-Session, wo ich die Empfängerin sein durfte. Das andere war während meiner mehrtägigen Tessin-Wanderung beim Anblick des Regenbogen-Wasserfalls, von dem ich bereits in meinem letzten Blog-Beitrag berichtet hatte.
Das Verbindende dieser beiden Erlebnisse war eine tiefe Erfahrung des «Es ist gut so» oder auch des «Ich bin gut so». Ein innerer Zustand des ruhigen Erfülltseins, in dem es keinen Druck, keine Spannung, kein Ziel, sondern nur «Sein» gab. Um es in den Worten von Yvonne Maurer auszudrücken: «Das Gefühl, immer etwas tun zu müssen, ist verschwunden. Ich bin mir selbst genug. Ich fühle mich von mir selbst erfüllt. Ich muss nichts anderem mehr nachjagen, nicht gierig nach etwas greifen. Ich spüre mich und bin im Frieden mit meiner Umgebung.»
Wer ein wenig Kenntnisse im Bereich Yoga, Meditation oder Achtsamkeit hat, dem wird sicherlich auffallen, dass diese «Methoden» ebenfalls zum Ziel haben, einen solchen erfüllten Seinszustand zu erreichen.
Wir alle wissen, dass es sehr schwer ist, so einen Zustand dauerhaft zu halten und wir ihn uns immer wieder neu erarbeiten müssen. Gleich ist es bei unserer psychischen Gesundheit. Diese muss – oder vielleicht besser darf – ebenfalls immer wieder neu erarbeitet werden.
Neben den mir schon bekannten Methoden aus Yoga, Achtsamkeit und Meditation kann ich mir nun durch die Ausbildung zum ganzheitlich psychologischen Coach zahlreiche weitere und sehr wertvolle Methoden und Denkansätze für diesen manchmal leichten, manchmal aber auch sehr anspruchsvollen Weg aneignen.
Ein solcher Denkansatz ist das anthropologische Würfelmodell, welches von Yvonne Maurer 1985 entwickelt wurde. Das Würfelmodell, welches auch als Kreis dargestellt werden kann, umfasst sechs Dimensionen, die in unserem Leben eine wichtige Rolle spielen:
Die körperliche Dimension (körperliche Gesundheit, Essverhalten, Körperhaltung, Bewegungsfähigkeit, Vegetatives Nervensystem, Sinnlichkeit, Sexualität etc.)
Die psychisch-geistige Dimension (Denkweise, Gefühlserleben, Einstellungen, Selbstbezug, Wahrnehmung und Reizverarbeitung, Reflexionsfähigkeit, Glaubenssätze etc.)
Die soziale Dimension (soziale Aktivitäten in der Gesellschaft wie z.B. Beruf, Bindungs- und Kontaktfähigkeit, Partnerschaft, Familie und Freundschaften, Kommunikationsverhalten etc.)
Die spirituelle Dimension (Werte, Normen, Moralvorstellungen und Dogmen, persönliche Glaubensvorstellungen, Religion, Philosophie oder Spiritualität, Sinnstiftung etc.)
Die räumliche Dimension (Wohnen, Arbeitsplatz, Freizeit und Ferien, Nähe-Distanz, Raumempfinden, bevorzugte Räume, Ökologie etc.)
Die zeitliche Dimension (Zeitgefühl, Zeitmanagement, Zeitverteilung, Geschwindigkeit, Vergangenheit, Gegenwart, Zukunft etc.)
Zu Beginn eines Coaching-Prozesses bietet es sich oftmals an, in einem ersten Schritt diese sechs Dimensionen zu betrachten und anhand der folgenden Fragen über sie zu reflektieren:
Wie «erfüllt» fühle ich mich zurzeit in jeder der genannten sechs Dimensionen auf einer Skala von 1-10?
Wo verbergen sich Ressourcen und wo gibt es Baustellen?
Aus welchen Dimensionen kann ich Kraft schöpfen für die Arbeit auf den Baustellen?
etc.
Nach dieser Auslegeordnung geht dann die eigentliche Coaching-Arbeit los. Ich höre dir zu und schlage dir Übungen vor, die dich darin unterstützen, deine aktuelle Lebenssituation noch besser zu verstehen, zu ordnen und nach deinen Wünschen zu gestalten.
Gemeinsam arbeiten wir daran, dass du gezielt deine inneren Ressourcen und Potenziale aktivieren kannst und neue Kraftquellen für dein Leben entdecken und nutzen kannst.
Neben den Tools, die ich während meiner Coaching-Ausbildung am IKP erlerne, kann es gut sein, dass wir während eines Coaching-Prozesses auch auf bewährte Methoden aus meinen bisherigen Praxisfeldern zurückgreifen, wie z.B.:
Körperliche Yogaübungen
Atem(wahrnehmungs)übungen
Meditations- oder Achtsamkeitsübungen
Kleine Massage-Einheiten
Naturerfahrungen
Nach der ersten Sitzung besprechen wir gemeinsam, wie das weitere Vorgehen ist, z.B. wie oft und in welcher Regelmässigkeit wir uns treffen wollen. Wie viele Sessions notwendig sind hängt ganz von dir und deinen Bedürfnissen und Themen ab.
Nun hoffe ich, dass du dir bereits ein wenig mehr darunter vorstellen kannst, was ein ganzheitliches Coaching bei mir beinhaltet und selbstverständlich würde ich mich sehr freuen von dir zu hören, falls du dich angesprochen fühlst, denn: