Hamburg für Gross und Klein

 
 

Ostern 2022 ist Geschichte und ich sitze an Bord des ICE-Zuges von Hamburg zurück nach Luzern. Vor dem Fenster ziehen abwechselnd Felder, Wälder, Windräder und ab und zu kleinere und grössere Dörfer im norddeutschen Backstein-Stil vorbei… Der Zug fährt um die 200 km/h, aber es ist hier so flach und gerade, dass die hohe Geschwindigkeit für die Insassen kaum zu spüren ist, wäre da nicht die Anzeigetafel.

Drei schöne Tage in Hamburg liegen hinter mir; und natürlich wie immer beim Abschied fühlt sich die gemeinsame Zeit zu kurz an, aber ich will mich nicht beklagen. Dies war bereits mein dritter und sicher nicht letzter Besuch in der Hansestadt, wobei die vergangenen zwei Besuche noch wesentlich kürzer ausgefallen waren und mehr als Stopovers für noch nördlichere Destinationen fungiert hatten. Im Grunde genommen ging es diesmal auch nicht um die Stadt an sich, sondern um einen Verwandtschaftsbesuch bei meinem Bruder, der seit zwei Jahren in Hamburg Mümmelmannsberg wohnt. Aus wohlbekannten gesundheitspolitischen Gründen liess sich unser Geschwistertreffen erst jetzt realisieren.

Wie öfters bei Imhofs reist frau im Zuge, was bei der deutschen Bahn immer wieder für abwechslungsreiche Reiseerlebnisse sorgt. Da unsere ursprüngliche, schon bezahlte Hinreise bereits einige Wochen vor Abreise ohne Rückerstattung annulliert wurde und der DB nichts Besseres in den Sinn kam, als am Karsamstag Bauarbeiten auf der Strecke Basel – Hamburg durchzuführen, machten wir uns bereits am Freitagabend in Richtung Stuttgart auf den Weg und übernachteten dort in einem Hotel in Bahnhofsnähe. Stuttgart 31, äh 21 ist immer wieder eine Reise wert und die Umwege zu den Bahnsteigen werden von Mal zu Mal länger. Aber ein wenig Bewegung schadet ja nach dem langen Herumsitzen im Zug auch nicht wirklich.

Am Samstagmorgen geht es dann weiter nordwärts im ziemlich gut ausgelasteten ICE, der – man glaubt es kaum – sogar mit 20 Minuten Vorsprung unterwegs ist. Besonders amüsant sind jeweils die Ansagen der Schaffner, da könnten sich Schweizer Kondüktöre glatt mal für eine Humor-Weiterbildung bei der DB anmelden. Die Maultaschen im Speisewagen sind etwas fade, aber wer hungrig ist, isst alles.

Gegen 13:30 Uhr treffen wir schliesslich in Hamburg ein und ziehen gleich weiter in Richtung Waterloo-Strasse, wo uns meine Schwester eine kleine, aber feine Ferienwohnung gebucht hat. Es klappt alles wie am Schnürchen, nur unsere beiden Neffen sind gesundheitlich gerade nicht so auf der Höhe, weshalb wir beschliessen, das Familientreffen auf den Ostersonntag zu vertagen. So bleibt uns der Nachmittag und Abend, um ein wenig zu Fuss herumzuschlendern, zuerst im Sternschanzen-Quartier, rund ums Schulterblatt mit Kaffee und Kuchen Stopp (elbgold Röstkaffee) und mit Ausklang im Planten un Blomen Park und an der Binnenalster. Am Abend sind wir zu müde, um auszugehen – wir sind halt schon alt – die Osterfeuer am Elbstrand heben wir uns für ein andermal auf. Koreanische Tapas sind eine gute und feine Alternative dazu.

Am Ostersonntag geniessen wir zuerst die frühen Morgenstunden in unserer kleinen Sonnenwohnung bevor wir abmarschieren zum Minigölflen im Stadtpark mit unserem Bruder und den Jungs. Minigolf ist bekanntlich ein Imhofscher Familiensport und entsprechend profimässig gehen wir das Ganze an mit verschiedenen Bällen für verschiedene Bahnen. Allerdings zeigt sich ziemlich schnell, dass wir alle ein wenig aus der Übung geraten sind und jeder von uns kassiert den einen oder anderen Siebner. Überhaupt sind sich meine Geschwister einig, dass unsere heimische Anlage im Rotkreuzer Breitfeld halt doch nach wie vor die Beste sei. Wer weiss – vielleicht sollten wir unser nächstes Minigolf-Familien-Treffen doch wieder in Schweizer Landen abhalten?

Auf jeden Fall schlagen sich alle wacker und halten bis zum Schluss die Stange. Nach dem Spielen gönnen wir uns ein Eis und schlendern weiter durch den Park bis zum Rondeel in dem Hobby-Bootsbauer ihre teils sehr kunstvollen ferngesteuerten Boote herumfahren lassen. Besonders angetan hat es den Kindern ein Feuerwehrboot, dass sich jeweils heimlifeiss an die herumstehenden ZuschauerInnen anschleicht und diese nassspritzt. Unsere Jungs können gar nicht genug davon bekommen. Für die Erwachsenen ist es spannend, herauszufinden wo sich die Bootsführer befinden, doch es gelingt uns bis zum Schluss nicht, den Kapitän des Feuerwehrboots ausfindig zu machen. Nach diesem Gaudi gibt es noch eine kleine Stärkung im Biergarten bevor wir uns auf den Rückweg machen.

Am Abend sind wir bei meinem Bruder in Mümmelmannsberg eingeladen zum Osterschmaus. Vorher vertreiben wir uns die Zeit noch mit einem Brettspiel, das der Jüngste im Bunde gewinnt. Auch beim anschliessenden X-Box Spielen stellt er sich wesentlich geschickter an als Tante Gerda.
Je später der Abend, desto mehr gerät auch Hund Grizzly ausser Rand und Band und versucht mit Nachdruck etwas vom Osterschmaus abzubekommen oder zumindest eine Schweizer Backe abzuschlecken, was ihm auch ein paar Mal gelingt.
Ein schöner Familientag neigt sich seinem Ende entgegen und wir begeben uns auf den Rückweg mit der U2 bis zur Station Christuskirche. Die Gegend dort ist uns nach nur einem Tag schon recht vertraut – unglaublich, wie schnell man sich an einem neuen Ort schon fast heimisch fühlen kann.

Den Sonntag lassen wir noch einmal gemütlich angehen und besprechen beim morgendlichen Filterkaffee das nächste Tagesprogramm. Eigentlich hätten wir die Jungs ins Miniatur Wunderland mitnehmen wollen (eine Art Swiss Miniatur in hochdeutscher Version) – vielleicht hätte es dort noch mehr von diesen heimtückischen Feuerwehrbooten gehabt. Allerdings wird bereits auf der Webseite vor einem grossen Osterbesucher-Ansturm gewarnt, weshalb wir uns für die Alternative Hafenrundfahrt entscheiden. So machen wir uns nach einer morgendlichen Stärkung im Good One Hipster-Café zu Fuss auf in Richtung Hafen. Wir finden einen schönen Aussichtspunkt oberhalb des Hafens bei der Jugendherberge, wo wir das hier bereits ziemlich bunte Treiben zuerst mal ein wenig aus der Ferne betrachten können. Beim Anblick der vielen grossen und kleinen Schiffe lockt mich der Duft der grossen weiten Welt…
Schliesslich taucht auch die Jungmannschaft auf, jedoch hat der Jüngste keine Lust auf Schifffahren und bleibt lieber zuhause. So verpasst er die riesigen Container-Schiffe, von denen eines eine Ladung von sechs bis acht Milliarden Euro fasst, diverse Luxusyachten in Revision, ein altes russisches U-Boot und auch zwei Militärschiffe der deutschen Marine.

In der Speicherstadt werden wir von einem anderen Touriboot namens Gerda verfolgt und schliesslich überholt. Unser eigenes Boot ist eher gemächlich unterwegs, dafür bleibt mehr Zeit zum Umherschauen und Staunen.

Nach diesem beschaulichen Umhertuckern ist den Jungs nach etwas mehr Action zumute und sie schlagen als nächste Destination den Hamburger Dom vor. Dies ist jedoch nicht etwa eine Kirche, sondern eine riesengrosse Kilbi mit diversen Attraktionen für Gross und Klein. Darauf hat natürlich auch der Jüngste Lust und so stürzen wir uns ins Vergnügen und starten mit einer Runde Putschauto fahren. Das bringt uns schon mal in die richtige Laune für weitere Abenteuer. Als nächstes folgt die Achterbahn, die wir mit reichlich Geschrei und ein wenig flauem Magen zum Glück ebenfalls heil überstehen. Als krönender Abschluss gibt es noch die obligatorische Zuckerwatte für die Kids und eine Abschlussfahrt auf dem Riesenrad, die noch einmal schöne Blicke auf die Hansestadt für uns bereithält.

Schon naht der letzte Abend und wir sind nochmals zu unserem Bruder zu einem zweiten Osterschmaus eingeladen. Die Osterhasen haben zu unserer eigenen Überraschung den Hafen- und Kilbi-Tag im Rucksack unbeschadet überstanden, sind weder geschmolzen noch zerbröckelt. So folgt jetzt noch eine Osterhasensuche, bei der Hund Grizzly zünftig mitsucht.
Ich wage einen zweiten Versuch mit der X-Box und stelle mich heute tatsächlich bereits etwas geschickter an als gestern. Allerdings gehört das X-Box Spielen nach wie vor nicht zu meinen Lieblingsbeschäftigungen. Aber was tut frau nicht alles den Kiddies zuliebe. Der Abschied naht und bei dem Gedanken die Kleinen nun wieder monatelang nicht zu sehen wird mir das Herz schon ein wenig schwer. Hoffen wir also auf baldige Fortsetzung!

Falls du auch mit Kindern in Hamburg und Umgebung bist, kannst du gerne einen Kommentar hinterlassen für weitere kinderfreundliche Aktivitäten. Da mein Bruder noch nicht so lange in Hamburg lebt und in den letzten zwei Jahren ja nicht sonderlich viel möglich war, ist er sicher auch interessiert an weiteren Tipps, die ich ihm dann gerne weiterleiten werde. 😊

 
 
Gerda ImhofKommentieren