Sieben Tage Work & Hike in Arosa

 
 

Heute ist der letzte Tag meines diesjährigen «Work & Hike»-Aufenthaltes in Arosa. Zeit, ein wenig zurückzuschauen und euch interessierten Leserinnen und Lesern ein paar Tipps mitzugeben, falls es euch auch einmal (im Sommer) nach Arosa verschlagen sollte.
Bisher kannte ich Arosa nur von kurzen Aufenthalten im Winter oder in der Zwischen-Saison. Nun also zum ersten Mal Arosa im Sommer!
Die Idee, eine Work & Hike Woche in Arosa zu verbringen, war mir bereits vor einer Weile gekommen, da ich in der Vergangenheit schon ähnliche Wochen im Wallis verbracht hatte und die Kombination dieser beiden Beschäftigungsformen jeweils sehr befruchtend fand.
Dass die Wahl dieses Jahr auf Arosa fiel, hatte auch noch damit zu tun, dass meine Freundin Anna hier oben wohnt und ich sie sehr gerne wieder einmal sehen wollte.

Im Internet stiess ich schnell auf eine kleine, aber feine AirBnB-Wohnung an guter Lage, fünf Minuten vom Untersee entfernt. Die Lage ist nämlich in Arosa recht entscheidend, da der Ort erstaunlich gross oder besser gesagt langgezogen ist. Vom Obersee her kommend, windet sich die Poststrasse über 2.5 km lang hinauf bis nach Innerarosa. Auch nach einer Woche ist mir immer noch nicht ganz klar, wo in diesem Ort eigentlich das Zentrum sein soll. Überhaupt kann ich Arosa nicht direkt als «schön» bezeichnen. Für meinen Geschmack hat es zu viele Hotelkästen, die überall herumstehen und von denen nicht wenige im Sommer geschlossen sind, was ebenfalls ein wenig gschpässig wirkt. Aber von meinem Wohnigli aus sieht man direkt in die Berge und diese sind natürlich die Hauptsache hier. Abgesehen davon ist wohl Innerarosa der schönste Ortsteil. Dort sind die meisten Häuser noch alt und aus Holz erbaut.

Verkehrstechnisch ist Arosa sehr gut erreichbar, einerseits mit der Rhätischen Bahn, andererseits natürlich auch mit dem PW, dann muss einfach mit einer etwa 26 km langen, sehr kurvenreichen Strecke, auf der das Kreuzen teilweise schwierig ist, gerechnet werden! Auch mit dem Zug dauert es rund eine Stunde von Chur aus, doch wenn man Glück hat und das Wetter schön ist, hängt hinten am Zug der offene Panorama-Wagen und lässt so die Zugfahrt noch einmal besonders genussvoll werden. Sehr eindrücklich für Eisenbahn-Fans ist das Langwieser Viadukt, das auch von einem eigenen Aussichtspunkt («Langwieser Aussicht») aus der Ferne bestaunt werden kann. Das 1914 erbaute Viadukt ist mit einer Länge von 284 m und einer Höhe von 62 m das längste Viadukt der Rhätischen Bahn.

Langwieser Viadukt auf dem Weg nach Arosa, fotografiert von der “Langwieser Aussicht” aus

In Arosa angekommen, befindet sich direkt beim Bahnhof der Obersee (1734 m). Dies ist der grössere der beiden Seen im Dorf und offenbar auch der kältere. Ob das der Grund ist, warum hier kaum jemand badet oder ob das Baden sogar verboten ist, habe ich bis jetzt noch nicht abschliessend klären können. Fakt ist, dass niemand im Obersee badet, dafür aber zahlreiche Pedalos, Ruderboote und SUPs an schönen Tagen den See bevölkern.

Ebenfalls direkt beim Bahnhof befindet sich das hippe Restaurant Güterschuppen, das weitherum bekannt ist und wo nicht nur Touris wie ich hingehen. Vielleicht sogar das heimliche Zentrum von Arosa? Viel gegessen habe ich bei meinem diesjährigen Besuch dort leider noch nicht, aber ich bin ja hoffentlich nicht das letzte Mal in Arosa.

Wie bereits beschrieben, befindet sich meine Ferienwohnung in der Nähe des Untersees (1691 m), der mit einem schönen Strandbad bestückt ist. Der Aufenthalt im Strandbad ist mit der Arosa-Card gratis, wie so vieles andere auch. Die Arosa-Card gibt es für alle, die in Arosa in einem Hotel oder einer Ferienwohnung übernachten und sogar Tagesgäste können sie erwerben. Das Wasser im See ist für diese Höhe wirklich warm (20-22 Grad während meines Aufenthalts), doch vielleicht hat das auch mit den diesjährigen allgemein sehr warmen Temperaturen zu tun.

Ebenfalls in praktischer Nähe ist der Coop, allerdings brauchte es eine Weile, bis ich die Treppen-Abkürzung dazu finde. Überhaupt bleibt, wer in Arosa wohnt oder Ferien macht, fast zwangsläufig fit, denn es geht eigentlich überall irgendwo rauf und runter – es sei denn man weicht auf den Ortsbus oder die omnipräsenten, aber hier wirklich sinnvollen, E-Mountain-Bikes oder natürlich auf PW oder Hoteltaxis aus. Die Migros ist übrigens in Arosa nur in Denner-Form vertreten…

Schwellisee, 1930m

Grünseeli, 1809m

Neben dem bereits erwähnten Ober- und Untersee erfahre ich auf der Webseite von Arosa Tourismus, dass es in der Nähe offenbar noch sage und schreibe acht weitere Seen gibt. Wer mich kennt, weiss, dass ich es wahrscheinlich nicht lassen kann, während meiner Tage hier oben den meisten von diesen Seen wenigstens einen kleinen Besuch abzustatten. Bis auf den oberen Prätschsee und das Scheideggseeli habe ich es tatsächlich geschafft, alle Seen mindestens einmal abzuklappern. Allerdings muss ich sagen, dass die meisten Seen zumindest in diesem Sommer für mich zum Baden nicht wirklich einladend waren. Entweder sie sahen wie Naturschutz aus und ich wollte die Seen nicht «stören» (z.B. Grünseeli), oder sie hatten teilweise sehr wenig Wasser (z.B. Älplisee). Den besten Badesee fand ich – abgesehen vom Untersee – den Schwellisee, dessen Temperaturen auch noch im erfrischenden Bereich lagen (13-15 Grad).

Ein besonderes Highlight am Montag waren für mich die Alteiner Wasserfälle. Nur schon der Weg dorthin ist wunderschön und wenig touristisch (keine Bahnen, kaum Mountainbiker etc.). Vielleicht hatte es auch mit der Tageszeit (Morgen) zu tun, auf jeden Fall bin ich dort nur sehr wenigen Menschen begegnet und die Stimmung war wunderschön.  

Kleiner Alteiner Wasserfall

Grosser Alteiner Wasserfall

Für fitte Wanderinnen und Wanderer gibt es in Arosa natürlich auch den einen oder anderen Gipfel zu besteigen. Ich persönlich finde diejenigen Gipfel attraktiver, auf die keine Bahn hochfährt. So ein Gipfel ist beispielsweise das Schiesshorn (2604 m), dessen Besteigung abgesehen von etwas Kondition keine grösseren Schwierigkeiten beinhaltet. Oben angekommen hat man eine grandiose Aussicht auf Arosa und Umgebung. Als ich oben war, traf ich dort einen 76-jährigen Mann, der gerade Geburtstag hatte und diese Tour von seinen Söhnen geschenkt bekam. So toll!

Für Alpinistinnen und Alpinisten gibt es in der Umgebung von Arosa zwar keine Gletscher, aber wer gerne ein wenig auf verschiedenen Graten herumkraxelt, kommt auch hier auf seine Kosten. Besonders beliebt scheinen das Aroser Rothorn, welches mit seinen 2980 m die höchste Erhebung der Plessur-Alpen ist, sowie das gleich daneben liegende, aber noch etwas schwierigere Erzhorn (2922 m).

Nach zwei eher gemütlichen Tagen mit mehr work als hike, lockte mich das Rothorn am Donnerstag. Der Aufstieg führte mich durch das langgezogene, wunderschöne und einsame Welschtobel zuerst bis zur Ramoz-Hütte (SAC Selbstversorger-Hütte, auch für Familien geeignet) und schliesslich hoch zum Erzhornsattel (ab der Hütte blau-weiss, aber leicht).

Blick zurück durch das Welsch-Tobel

Auf dem Erzhornsattel, 2742 m

Auf dem Sattel angekommen hat man schon eine fantastische Aussicht. Der «Weg» aufs Rothorn scheint von dort aus nicht besonders «aamächelig» und ist nur für schwindelfreie und trittsichere Personen geeignet. Doch wie so oft zeigt sich der Weg beim Gehen und ist bis zum Gipfel mit roten Punkten gut markiert. An ein, zwei Stellen muss man etwas kraxeln und ansonsten einfach aufpassen, dass man auf dem gerölligen Untergrund nicht ausrutscht. Bei Nässe also nicht zu empfehlen! Da ich dummerweise keine Stöcke dabeihabe, bin ich nun umso glücklicher über meine neuen Bergschuhe, die hier erst zum zweiten Mal in Einsatz kommen. Dank der super orthopädischen Schuhberatung bei Odilo im Transa Luzern habe ich zum ersten Mal in meinem Leben Bergschuhe gefunden, in denen ich keine Blasen bekomme. Genial!

Auf dem Gipfel angekommen, ist es wie bereits befürchtet saukalt und windig, so dass es – trotz genialer Aussicht – nicht so einladend ist, länger zu verweilen. Ausser mir ist noch ein ein sympathisches Aargauer Paar dort oben, die vom Parpaner Rothorn (2896 m) her gekommen sind. Da es erst Mittag ist und ich keine grosse Lust habe, den gerölligen Weg zurückzugehen, entscheide ich mich, es ihnen gleichzutun und noch die Überschreitung zum Parpaner Rothorn anzuhängen.

Blick zurück aufs Aroser Rothorn vom Parpaner Rothorn aus

Blick zurück zum Erhornsattel und Erzhorn

Auf hikr.org hatte ich zuvor schon gelesen, dass diese Überschreitung gut machbar sei. Allerdings habe ich mittlerweile gemerkt, dass die Beschreibungen auf hikr.org nicht selten mit ein wenig mit Vorsicht zu geniessen sind, denn die Typen (es sind meistens tatsächlich Männer, die dort Tourenberichte schreiben) sind manchmal wirklich ein wenig verrückt und wenn es für sie «gut machbar» ist, heisst das ja nicht automatisch das Gleiche für mich… Das SAC-Tourenportal wäre vermutlich aussagekräftiger, aber da ich dort nicht Mitglied bin, muss ich mich halt vorerst mit den hikr.org-Beschreibungen begnügen.
Auf jeden Fall empfinde auch ich die Überschreitung zum zweiten Rothorn als gut machbar, allerdings bin ich ziemlich langsam unterwegs, da ich alleine bin und daher halt umso vorsichtiger und aufmerksamer jeden Schritt setze. Einmal mehr kommt mir die Parallele meiner verschiedenen Tätigkeiten in den Sinn – egal ob Yoga, Meditation, Massieren, Winterschwimmern oder Bergsteigen – bei all diesen Aktivitäten geht es darum, zu 100% im gegenwärtigen Moment präsent zu sein. Beim Winterschwimmen oder Bergsteigen zwingen einen die äusseren Umstände dazu, was es auf gewisse Weise leichter macht in diesen meditativen und glücksbringenden Zustand zu kommen…

Auf dem zweiten Rothorn angekommen, erinnere ich mich an unsere Parpaner Skiferien aus der Kindheit und freue mich erneut über die tolle Rundumsicht. Der Abstieg über das Gredigs Fürggli, vorbei am Älplisee und Schwellisee zieht sich dann ein wenig, aber wird durch ein Bad im Schwellisee entschädigt. Insgesamt war das doch eine «rechte» Tour von 9 Stunden, 26 km und 1600 Höhenmetern. Toll, dass mein Körper und Geist zu so etwas in der Lage sind!

Nach meinem gestrigen «Militärmarsch» nehme ich es heute, Freitag, etwas gemütlicher und widme mich den noch nicht erledigten To Do’s, die ich mir für hier oben vorgenommen hatte. Als moralische Unterstützung hole ich mir etwas Feines aus dem Café Gadient, wo mein Partner und ich am Sonntag schon gefrühstückt hatten. Von der Terrasse aus hat man eine wunderbare Aussicht in die Berge. Unten am Postplatz gäbe es noch das Café Widmer, welches ich jedoch noch nicht ausprobiert habe.

Leider habe ich nicht viel mehr Restaurant- oder Hoteltipps für euch, denn mein Partner war nur übers Wochenende hier und alleine gehe ich in der Regel nicht so häufig in Restaurants essen. Zusammen waren wir aber bereits einmal im Winter hier oben und haben uns im Hotel Alpensonne (Drei-Stern) sehr wohlgefühlt und auch gut gegessen (Italienisch). Etwas teuer, aber ebenfalls sehr gut gegessen haben wir im Bergrestaurant Alpenblick, wo man auch übernachten kann. Last but not least wurde mir noch das Hotel Valsana (Vier-Stern) empfohlen, wo man sogar Yogaunterricht im Hotelzimmer buchen kann. 🧘‍♀️

Ebenfalls keinen Besuch abgestattet habe ich dem Aroser Bärenpark, dafür aber bin ich einmal, zusammen mit zahlreichen Familien, Eltern und Grosseltern, den sogenannten Eichhörnli-Weg gegangen. Tatsächlich begegneten mir unterwegs mindestens sieben dieser herzigen Tierchen. Leider war ich zu faul, die zahlreich vorhandenen Infotafeln zu lesen, denn jetzt würde es mich eigentlich doch noch interessieren, wieso entlang dieses Wegs so viele Eichhörnli zu finden sind. Mittlerweile ist es natürlich nicht mehr weiter überraschend, da sie ja auch von Klein und Gross mit Nüssen und co. angelockt und gefüttert werden. Aber wie dies alles angefangen hat, wäre ja eigentlich doch noch spannend zu wissen gewesen...

Nun sitze ich bereits auf der Rückfahrt im Zug irgendwo zwischen Chur und Thalwil und bin wie immer am Ende einer schönen Zeit etwas wehmütig. Aber natürlich freue ich mich gleichzeitig auch auf das ebenfalls sehr schöne Luzern und die lieben Menschen, die mich dort wieder erwarten.
Ich wünsche allen, die es geschafft haben, bis hier zu lesen, weiterhin eine schöne Sommerzeit mit genügend Abkühlung an den heissen Tagen. Wer weiss, vielleicht zieht es den einen oder die andere von euch ja auch mal für ein paar Tage in die Höhe. :-)

 
 
Zurück
Zurück

Good Bye 2022 – Buon giorno 2023!

Weiter
Weiter

Hamburg für Gross und Klein